Donnerstag, 3. November 2011

21.10.11-18.01.12 Perth, zu Hause, Perth - Jetzt kommt der Geheimtip

Auf Perth habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut...
Jeder hat mir gesagt, dass die Westkueste Australiens einfach atemberaubend und Perth die dazugehoerige schoenste Stadt Australiens sein soll. Die weissesten Straende, das klarste Wasser, die schoensten Nationalparks und die meisten Millionaere soll es hier geben. Und nachdem ich am 21. Oktober angekommen bin, kann ich auch nachvollziehen, warum dieser so weit entfernte Teil Australiens so beliebt ist. Die naechste groessere Stadt ist Adelaide, 2800km entfernt...
Zum dritten Mal in 10 Jahren erfaehrt Western Australia einen Minenboom, hier wird staendig zugewandert und manche Menschen glauben dass Perth in wenigen Jahren groesser, schoener und besser sein soll als Sydney oder Melbourne... Das sei mal so dahingestellt...


Meine letzte Nacht nach dem Roadtrip mit Andrej, Ulli und Thomas habe ich mit Letzterem am Sydney Flughafen gebracht. Da unsere Flüge am frühen morgen gingen und wir sowieso Sparfüchse sind, haben wir uns entschieden am Terminal zu schlafen. Es war ne lange harte Nacht, aber was macht man nicht alles, um 20 Euro zu sparen ;-)
Mein sehr guter Freund aus der Zeit in Mildura, Roger, hat mir die Kontaktdaten seines Bruders Robert gegeben, bevor ich nach Perth geflogen bin. Robert ist einer von 2 Pastoren in der groessten Gemeinde West Australias. Angeblich haben sie fort ca. 400 Mitglieder. Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen und er war so nett mich vom Flughafen abzuholen und erstmal zu seiner Familie zu bringen und vorzustellen. Dort habe ich dann seine Frau Jasmin, und die Kinder Joshua, Janelle und Jaden kennengelernt. Robert ist serbischer und Jasmin südamerikanischer Abstammung, ein interessanter Mix. Nach vorsichtigem Abtasten und kennenlernen haben wir uns wirklich ziemlich schnell verstanden und ich bin uebergluecklich und mehr als dankbar diese tolle Familie kennengelernt zu haben (es ist ein weiteres meiner vielen Wunder, die ich in Australien erleben durfte). Ich durfte auf Anhieb bei der Familie bleiben und erstmal in Perth klarkommen. Man glaubt gar nicht wie wertvoll sowas sein kann. Ich konnte mich in Ruhe auf Jobsuche machen und die Stadt kennenlernen ohne mir Gedanken über Geld und Unterkunft machen zu müssen. Ich wollte dort aber nicht zu lange bleiben, da ich schon etwas schlechtere Erfahrungen mit sowas gemacht habe. Also jeden Tag Emails, Telefonate, SMS, bis ich dann nach 10 Tagen den ersten Job an der Angel hatte. Kellnern in Fremantle in nem teuren Restaurant. Meine gute Bekannte Sarah aus Korbach war auch in Fremantle und gab mir noch eine Kontaktnummer von Jonathan, für den sie eine Weile gearbeitet hatte. Dieser Job war Unkrautspritzen am Straßenrand und Bürgersteigen. Klingt doof, ist es auch, aber Geld ist eben auch nur Geld, wie man's verdient ist zu so einem Zeitpunkt eher zweitrangig. Nach 2 Telefonaten durfte ich auch dort anfangen. 2 Jobs gleichzeitig, hatte ich auch noch nie...

Also erstmal wieder Klamotten fürs Kellnern gekauft, da meine alten aus Mildura-Zeiten eben immernoch an demselben Ort waren und Ausrüstung fürs Unkraut spritzen angeschafft, Wanderschuhe, Shorts und T-Shirt.

Das Kellnern war anfangs etwas ungewohnt, aber langsam kam ich rein und geschont wurde ich da auch nicht wirklich. In meiner zweiten Schicht war direkt eine Hochzeit. Tische wurden umgestellt, Tischnummern schon wieder geändert, es war nicht ganz easy. Das Essen musste schnell raus, keine Zeit verlieren. Gut dass ich das mit dem 3-Teller-tragen beherrsche. Dann passierte es aber. Bei meiner zweiten Ladung Teller habe ich mich verbrannt. Die Teller werden in der Kueche mit Heizlampen vorgeheizt, damit das Essen länger warm bleibt. Ich hatte ein langarmiges Hemd und eine Stoffserviette auf meinem Arm. Und doch habe ich mich verbrannt. Ich habe es nicht sofort gecheckt, aber als ich zum Ende des Abends mein Hemd hochkrempelte kam eine gewaltige Brandblase zum Vorschein die eklig aussah und auch ziemlich weh tat. Nach der Arbeit habe ich die Blase mit einer Nadel geplatzt (ich weiß, sollte man eigentlich nicht machen, aber wenn ichs nicht gemacht hätte, hätte ich mir das Ding garantiert aufgerissen – und bei meinem Glück waer das mit nem weißen Hemd passiert :) Habe mir direkt bei der Apotheke Zeug zur Behandlung geholt und ich dachte ich waer auf nem guten Weg. Jedoch fing mein Arm langsam an weh zu tun und steif zu werden. Meine Adern sind rot angelaufen und um der Wunde war ein großer roter Fleck... Ganz klar – Blutvergiftung, das Mistding hat sich entzündet!! Es ist jedoch schon eine Woche nach dem Unglück vergangen. Mit dem entzündeten Arm bin ich zu meiner dritten und auch letzten Schicht in dem Restaurant angetreten. Da ich so keine drei Teller tragen konnte, war ich praktisch „wertlos“ für die anderen. Also wurde ich zum Besteck polieren in der Küche verdammt. Es hat auch keinen wirklich gekümmert was mit mir war. Nach der Schicht bin ich dann ins Krankenhaus, wo ich quasi die ganze Nacht verbracht habe. Ich kam um 11 abends da an und um 3 Uhr nachts, als schon keiner mehr gewartet hatte, wurde ich nach mehrfachem Nachfragen dann dran genommen. Hab direkt ein Antibiotikum injiziert bekommen und nachdem die Wunder versorgt wurde, durfte ich dann nach Hause. Was ein Akt sag ich euch... Das ganze hat meine Versicherung dann 150Euro für etwas Antibiotikum und ein Pflaster gekostet. Soll mir recht sein. Hat sich die Versicherung schon fast gelohnt :) Habe danach direkt den Job gekündigt und meine Hemden abgegeben, das brauchte ich nicht mehr.

Aber ich hatte ja Ersatz. Unkraut spritzen bei Jonathan...

Das war ein Job den ich gerne gemacht hab. Man arbeitet 8 Stunden, davon spritzt man die 1., 3., 5. und 7. Stunde und den Rest fährt man den LKW und der andere spritzt. Das heißt es wird in 2er Teams gearbeitet. Ich arbeitete mit Lyndon, einem Auswanderer aus Simbabwe. Mein Chef Jonathan und sein Vater, der auch da arbeitet, kommen ebenfalls aus dem afrikanischen Land, wovon ich nicht mal weiß wo es genau liegt :)
Ihr Englisch war sehr einfach und gut zu verstehen, und Lyndon war ein Top-Typ. Kamen sofort sehr gut miteinander klar und schon am 2. Tag wusste ich wie der Hase läuft (es war auch wirklich nicht viel dabei das bisschen Unkraut zu spritzen :). Lyndon meinte jedoch, dass sich sehr viele Backpacker sehr schwer mit dem Job machen... Keine Ahnung was die da machen :)
Das Einzige, dass mich an diesem Job genervt hat, waren die Arbeitszeiten. Ich musste jeden morgen um 4 aufstehen und um 5 wurde angefangen zu arbeiten. Ich hatte zwar dafür schon um
13 Uhr Feierabend, es war trotzdem jeden einzelnen Morgen eine Quälerei aufzustehen...
Die Nachmittage habe ich dann ab und zu für Strandbesuche genutzt, oft habe ich mich aber einfach nur hingelegt und habe geschlafen. Die Umstellung war sehr hart...

Jeden Samstag bin ich dann zu den Stankovic's (Robert und Jasmin) gefahren und habe den Tag mit ihnen verbracht. Morgens sind wir gemeinsam zur Kirche und nachmittags war ich dann in der Regel entweder bei ihnen zu Hause oder wir haben mit ein paar Familien aus der Kirche ein gemeinsames Picknick gehabt. Ich habe sehr sehr viele tolle Menschen in der Zeit in Perth kennengelernt. Zum Beispiel Gavin mit seiner Familie. Toller Typ, der mich direkt am ersten Abend nachdem wir uns kennenlernten zum Essen mit der Jugend eingeladen hat. Oder Marike und Familie – tolle Menschen, die aus Südafrika kommen. Sehr herzlich und offen. Sie sind sehr ähnlich zu meiner Familie zu Hause. Ich kann sie alle gar nicht nennen, aber um jeden einzelnen bin ich sehr glücklich.
Perth hat mich als Stadt sehr überzeugt Es ist die einzige Stadt Australiens (bis jetzt), in der ich mir vorstellen könnte eine Weile zu leben. Sie hat ca. 2 Mio. Einwohner, es kommt einem aber absolut nicht so vor. Es ist teilweise sehr ruhig und dörflich, man kann es aber auch beschäftigt und voll haben. Nachtleben gibt es in verschiedenen Vororten auch, je nachdem was man möchte, man findet es in Perth. Es gibt überall Strände, die mit schneeweißen Sand und glasklarem Wasser locken. Das Wetter ist so gut wie immer klasse und selbst wenn es regnet dann ist es eher eine coole Erfrischung als was graues und nerviges wie in Deutschland... Perth ist die wahrscheinlich reichste aber auch teuerste Stadt Australiens. Da es in West Australia Unmengen an Minen gibt, wo die Menschen abnormal viel Geld verdienen, wird natürlich auch umso mehr Geld verlangt, sei es für Essen, Autos oder Unterkünfte Man verdient zwar gut, alles andere hat dann aber auch seinen Preis.
Über die Webpage Gumtree habe ich aufgrund meiner Jobs eine Unterkunft in Fremantle gesucht. Da ich ungern in ein Hostel wollte (Preise lagen bei ca. 20 Euro pro Nacht für 6-Bett-Zimmer) habe ich nach WGs geschaut oder nach Housesitting-Moeglichkeiten. Da wurde ich auch fündig. John Calabrese, ein ca. 50-jaehriger Minenarbeiter, bat ein Bett in seiner Wohnung an. Vorteil: Er war immer 2 Wochen am arbeiten und eine Woche in der Wohnung, immer im Wechsel. Ich habe ihn kennengelernt an dem Tag, an dem ich auch im Restaurant angefangen habe zu arbeiten. Er holte mich vom Bahnhof ab und wir sind direkt in seine Wohnung. Nach einem „Kennenlern-Bier“ und etwas Smalltalk wurde dann schnell klar, dass ich dort bleiben darf. Nach Rückfrage, wieviel er denn an Miete pro Woche haben möchte, meinte er nur, ich solle mir darum keine sorgen machen und er möchte erstmal nichts haben. Solang ich sauber bleibe und keinen Mist mache, ist alles ok (das kommt dann auch in die Kategorie „Wunder Australiens“). Einen Tag später ist er dann auch schon zur Mine gefahren und ich hatte erstmal 2 Wochen sturmfrei. Genial... Seine Wohnung war sehr klein, so auch das Bett auf dem ich schlief, aber ich hatte Meeresblick... Für so eine kleine Wohnung, die wenn überhaupt 30-35qm hatte, zahlt man in Fremantle mit Meeresblick aber locker 1000Euro pro Monat. Unglaublich... Je mehr man vom Meer sieht, desto teurer wird’s...

6 Wochen war ich insgesamt in Perth bis ich meinen Überraschungsplan in die Tat umsetzen konnte. Ich hatte zu Beginn meiner Reise ein Open Return Ticket gebucht. Das bedeutet ich fliege nach Australien, kann aber selber festlegen wann ich zurückfliege. Das habe ich dann schon im Juli in Sydney gemacht. Mein Rückflug nach Deutschland startete am 11.12.! Zurück nach Sydney, wo ich einen Tag verbrachte, dann weiter nach Taipei, wo ich noch mal 15 Stunden Aufenthalt hatte und dann weiter nach Frankfurt. Meine Brüder und ein paar Freunde habe ich in meinen Plan eingeweiht, so hat mich dann auch David am 14.12. morgens vom Flughafen abgeholt. Abends hat er dann meine Eltern ins chinesische Restaurant eingeladen, mit dem Vorwand seine Diplomarbeit und ihren Hochzeitstag nachzufeiern. Meine Eltern waren schon etwas skeptisch, da es an einem Mittwoch war und Maxwell auch extra aus Bocholt ca. 300km angefahren kam. Ich wartete im Auto bis sich alle gesetzt haben. Meine Eltern saßen mit dem Rücken zur Tür. Ich konnte mich also unbemerkt anschleichen. Dann stellte mein Bruder eine weitere Überraschung vor und als sich meine Mum umdrehte, konnte sie ihren Augen nicht glauben. Mit Pipi in den Augen wurde ich dann von meinen Eltern empfangen und es dauerte eine Weile bis sie realisierten, dass ich wirklich da war...

In Australien habe ich aber schon mein Ticket zurück gebucht. Ich bin noch lange nicht fertig mit dem Land und entgegen meiner Planungen, werde ich noch ein paar Monate dranhaengen, da ich noch nicht die Westküste gesehen habe. Ich habe nur gutes darüber gehört und werde dann im Januar wieder etwas arbeiten und dann einen Weg versuchen zu finden so günstig aber cool wie möglich in den Norden zu kommen...

Ich habe jetzt 4,5 schöne Wochen zu Hause verbracht, mit Weihnachten und Silvester, aber es ist jetzt an der Zeit wieder zurück zu gehen und meinen Traum abschließen. Wie lange es gehen wird, weiß ich nicht, was passiert wenn ich nach Hause komme kann ich auch noch nicht sagen, aber 2012 wird genauso wie schon 2011 ein sehr ereignisreiches Jahr...


Ich freue mich drauf....

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